30. Mar 2020
Dein/e Tattooartist/a kann noch so professionell arbeiten- wenn Du Dein Tattoo nicht sachgemäß pflegst, kann es zu Entzündungen und Farbausbrüchen kommen. Hier findest Du einen Leitfaden zur Tattoopflege!
Dein Tattooartist hat alles gegeben, um Dir Dein perfektes Hautbild zu erschaffen - nun bist Du gefragt! Die richtige Pflege für Dein neues Tattoo ist wichtig und entscheidend für die Qualität. Hier findest Du die wichtigsten Tips und No-Gos.
Über die angemessene Pflege für ein frisches Tattoo kursieren viele Theorien und Mythen. Ich habe hier für Dich ein paar Mißverständnisse aufgeklärt und alles Wichtige aufgelistet, auf das Du achten musst, um Dein Hautbild dauerhaft schön zu erhalten.
Bald gehört Dein Tattoo ganz selbstverständlich zu Dir. Es wird Teil deiner Haut und braucht außer den täglichen Pflegemaßnahmen…
…keine Extrabehandlung
Doch um die Pigmente unter die Haut einzubringen, wird Dein Tätowierer eine Wunde verursachen, d.h. die oberste Hautschicht wird durch die Microperforation der Nadeln geöffnet werden. Das ist vergleichbar mit einer Schürfwunde oder einem intensiven Sonnenbrand und fühlt sich auch so an. Durch Verletzung kleinster Blutkapillaren kann dabei Blut und Wundwasser austreten. Je nach Größe der Tätowierung und angewandter Technik unterscheidet sich der Grad der Verletzung und eventuell auch die Heilungsdauer.
Noch einmal: Eine frische Tätowierung ist eine Wunde und sollte auch so behandelt und gepflegt werden!
Jeder gute Tätowierer wird Dir bei eurem Termin eine genaue Anleitung geben, wie Du Dein Tattoo pflegen solltest. Jetzt ist auch noch einmal die Gelegenheit, alle Fragen zu stellen, die aufkommen könnten. Sportaktivitäten, zeitnahe Urlaubspläne oder medizinische Behandlungen sollten allerdings bestenfalls vor dem Termin besprochen werden. Ich gebe Dir hier eine grundsätzliche Anleitung zur Tattoopflege, die für die meisten Tattoos und Körperstellen passend ist. Dennoch können im Einzelfall andere (Vorsichts-)Maßnahmen nötig sein - bitte sprich darüber genau mit Deinem Tätowierer.
Bevor Du Dein vom Tätowierer fachgerecht verpacktes Tattoo befreist, wasche Dir unbedingt Deine Hände mit warmen Wasser und Seife und trockne sie mit Küchenrolle-Tüchern.
Wichtig:
Auch in gewaschenen Frotteehandtüchern können sich Keime und Bakterien sammeln, die nichts in einer frischen Wunde verloren haben.
Jetzt kannst Du den Tattooverband abnehmen und in den Restmüll werfen. Ich nutze am liebsten Wundauflagen, die durch ein Innenfutter Wundflüssigkeit und Blut aufnehmen, so dass sich beides nicht unter dem Folienverband sammeln kann. Es ist völlig normal, dass nach 24 Stunden Tragedauer ein Negativabdruck Deines Tattoos auf der Innenseite der Auflage sichtbar ist - das heißt nicht, dass Dein Tattoo weniger intensiv aussehen wird.
Insiderinfo:
Bis zu 60% der eingebrachten Pigmente werden in den ersten Stunden nach dem Tätowieren durch Wundwasser wieder ausgewaschen. Das ist ein normaler Schutzmechanismus der Haut, der uns bei allen anderen Wunden gute Dienste leistet.
Nun solltest Du dein Tattoo gründlich reinigen und alle Reste von Wundwasser, Tattoofarbe und Blut sorgfältig entfernen. Nutze dafür warmes Wasser mit am besten einer milden, parfümfreien Seife und Küchenrollenpapier zum anschließenden Trocknen. Dein Tattoo wird sich sicher noch wund anfühlen, leicht gerötet sein und brennen. Trotzdem solltest Du hier nicht zimperlich sein und wirklich auch alle angetrockneten Krusten entfernen, bis sich die Haut über Deinem Tattoo glatt anfühlt und Du keine Erhebungen spürst.
Angetrocknete Reste von Blut und Wundwasser können zu festen Krusten werden, die sich eventuell entzünden.
Solltest Du beim Reinigen Deiner frischen Tätowierung Probleme haben, hilft es, diese Hautstelle zuerst mit feuchten Küchenrollenpapier einzuweichen oder auch sich dabei unter die Dusche zu stellen. Fließend warmes Wasser ist kein Problem für dein frisches Tattoo - eine Badewanne dagegen ein Risiko. Dazu später mehr.
Trockne nun Dein sauberes Tattoo mit Küchenrollenpapier ab. Tupfe es dabei eher trocken, anstatt zu reiben. Wiederhole diese Reinigung 2-3-mal täglich (oder nach Gefühl- jeder Körper ist individuell), so lange noch neues Wundwasser austritt. Das kann 1-3 Tage nach dem Tätowieren so sein. Sobald Dein Tattoo sich „trocken“ anfühlt (Du merkst es sehr schnell an Spannungsgefühlen in der Haut), bedecke es nach der Reinigung mit einer dünnen Schicht Salbe. Ich empfehle hier eine Salbe auf Dexpanthenolbasis, die nicht zu sehr fettet und sich leicht verstreichen lässt. Achte darauf, dass kein Wollwachs enthalten ist, denn dies ist ein vebreitetes Allergikum. Es gibt inzwischen verschiedene Salben, auch extra zur Tattoopflege, in Apotheken, Drogerien und Online.
Bewährt hat sich bei Tattoos, die die Haut nicht flächig verletzt haben (Linework, Dotwork) oder sehr kleinen Tätowierungen auch die Verwendung von Kokosöl. Nach 3-5 Tagen Behandlung mit einer Wundheilsalbe kann auf Kokosöl umgestiegen werden. Es zieht ebenfalls schnell ein, ist auf natürliche Weise antibakteriell, fördert die Wundheilung und hält die Haut geschmeidig. Inzwischen gibt es unzählige Cremes zur Tattoopflege auf dem Markt, die ich nicht empfehle, bevor ich deren Wirksamkeit und Qualität nicht selbst getestet habe. Grundsätzlich gilt - wenn Du bisher mit einem Produkt zufrieden warst, nutze es weiter!
Sollte Dein Tattoo in den ersten ein bis zwei Tagen noch Wundsekrete absondern und so über nacht Deine Kleidung auf der Haut festtrocknen - keine Panik. Feuchte die Kleidung an der Stelle mit lauwarmem Wasser an und lass es einige Zeit einwirken. Die trockenen Krusten werden dann weicher und der Stoff lässt sich leicht von der Haut lösen. Reinige Dein Tattoo gründlich wie oben beschrieben, die Kleidung gehört in die Waschmaschine.
Nach wenigen Tagen beginnt Dein Tattoo abzuheilen - und damit zu jucken. Auf keinen Fall darfst Du jetzt anfangen zu kratzen, um Dir Erleichterung zu verschaffen. Creme Dein Tattoo lieber etwas häufiger ein, das schafft Abhilfe. Jetzt fängt sich Dein Hautbild auch an zu schälen, genau wie nach einem Sonnenbrand. Die oberste Hautschicht erneuert sich und wirft die beschädigten Zellen ab. Auch wenn Du den Drang danach spürst - fange nicht an, das Hautkonfetti abzupellen! Damit verletzt Du unter Umständen die Haut und provozierst neue Wunden und Krusten. Lass Deine Haut für sich arbeiten.
Die erste Woche mit Deinem Tattoo erfordert die meiste Vorsicht und Sorgfältigkeit.
Was Du unbedingt beachten solltest:
Der gesamte Heilungsvorgang dauert in der Regel 4-6 Wochen. Nach einer Woche ist jedoch meist die oberste Hautschicht erneuert und hat sich geschlossen. Ab jetzt ist Dein Tattoo grundsätzlich geschützt und Du darfst langsam wieder Aktivitäten wie Schwimmen, Sport etc. aufnehmen.
Es gibt verschiedene selbstklebende, durchsichtige Wundpflaster, die sich anschmiegen wie eine zweite Haut und besonders geeignet sind für Hautstellen, die sich schlecht pflegen lassen (Rücken) oder besondere Bedürfnisse haben, zum Beispiel bei Neurodermitis. So ein Wundpflaster ist atmungsaktiv, aber wasserundurchlässig.
Die Wundpflaster, die ich nutze, können schon direkt auf das frische Tattoo aufgebracht werden. Unter dem Pflaster befindet sich die frische Wunde im „feuchten“ Hautmilieu und heilt meist schneller ab. Sollte Dein fertiges Tattoo noch sehr viel Wundsekret absondern, sind die selbstklebenden Pflaster keine gute Wahl, da sich die Flüssigkeit darunter in Blasen sammelt, hier sind absornieremde Wundauflagen die bessere Alternative.
Das selbstklebende Wundpflaster kann bis zu 5 Tage auf der Haut verbleiben. Es ist keine zusätzliche Pflege in dieser Zeit nötig, da die Haut nicht austrocknen kann. Allerdings können auch hier durch Lösungsmittel ausgelöste allergische Reaktionen auftreten.
Das Allerwichtigste ist aber:
Bei sämtlichen Problemen oder Fragen - wende Dich an Deinen Tätowierer! Es gibt keine “dummen“ Fragen!
Ich hoffe, dieser Artikel konnte Dir weiterhelfen und freue mich über Kommentare, Anmerkungen und Kritik. Teile gern mit uns, welche Pflegeprodukte Du empfehlen kannst.
Ich wünsche Dir viel Freude mit Deinen Hautbildern!